Jeder sollte sich die Freiheit nehmen und ein Künstler sein,
wenigstens ab und zu und auch immer wieder.
Ob der folgende Text eine wahre Geschichte wiedergibt? Hmm. Sind wir ehrlich, jeder Rückblick ist auch nur eine Momentaufnahme. Lassen wir uns einen freien Raum für Wahrnehmungen, Begegnungen und Austausch. Es bleibt nichts wie es ist, nicht mal die Erinnerungen.
Frank Weichert – Gitarrist und Sänger.
Geboren 1973 in Karlsruhe. Aufgewachsen mit dem Sound der 80er/90er.
Ja, die Musik war immer ein Teil von mir. Auch wenn mein Weg als Musiker mit einem Haufen Zufällen gepflastert ist. Meine Mutter wollte immer, dass ich ein Instrument spiele. Wen das was werden soll, soll man ja möglichst früh anfangen. Ich wollte aber erst kein Instrument spielen. Ich erinnere mich wie ich als junger Mensch jeden Morgen meinen Freund Henning zur Schule abholte. Henning spielte Klavier, und ich glaube er hasste es. Dieses Üben, dieses Disziplin. Das war nix für mich. Ich kletterte lieber auf Bäume.
Bis ich einen anderen Freund traf – Marc. Marc spielte über einen Verzerrer Scorpions-Riffs auf der E-Gitarre. Das war schon einiges cooler. Davon erzählte ich meinen Eltern. Mein Vater ging mit mir ins Musikgeschäft, kaufte mir eine E-Gitarre, einen 15-Watt-Verstärker und – das war Teil des Pakets – er bezahlte auch noch die Stunden für die Musikschule. Thx, Dad. Dafür bin ich Dir dankbar.
So bin ich mit 14 auf mein Fahrrad gestiegen und zur Musikschule geradelt. Das war meine Eintrittskarte in die Musik. An der Musikschule hatte Glück einen tollen Lehrer zu treffen und auf viele Gleichgesinnte. Thomas Katz, mein Lehrer, konnte aus mir zwar keinen großartigen E-Gitarristen machen, dazu fehlte mir das Talent, aber er in seinem Umfeld wurde der Funken gelegt für ein Feuer, das nie wieder ausging.
An der Musikschule traf ich viele Gleichgesinnte, die ich zwar vom Sehen kannte, aber nun über die Musik ein echtes gemeinsames Interesse hatte. Wir besuchten Unmengen an Konzerten und tauschten uns intensiv darüber aus, was uns an den Auftritten gefiel und was nicht.
Zum Gesang kam ich über ein 3-tägiges Bandprojekt an unserer Schule, an dem ich nicht mal teilnahm. Diesem Projekt fehlt ein Sänger und sie spielten BAP Lieder. Gitarristen gab es genug, aber niemand traute sich richtig ans Mikro. Mir machte das nichts aus. Niedecken singen, dass ist ja nicht so schwer, dachte ich mir. Die Texte konnte ich schon. Am nächsten Tag gab es einen Auftritt in der Aula. Wir waren einfach die Coolsten. Einen Tag nach diesem Auftritt fragte eine Band an, ob ich bei ihnen mitmachen will. Das kann man so nicht planen.
Die Zeit zwischen 14 und 18, das war schon sehr intensiv. Wir gründeten verschiedene Bands, veranstalten selbst Konzerte und Festivals. Diese Zeit war mein persönlicher „Summer of ’69“.
Irgendwann war es vorbei mit der Schule. Jeder ging seinen Weg. Verdammt viele blieben bei der Kunst. Michael, Stephan, Gerrit, Achim wurden Berufsmusiker. Matthias, Holger, Raoul gingen zum Film. Klar, viele wurde auch Versicherungsmakler, Ingenieur oder sonst was. Ich studierte Maschinenbau. Während dem Studium sang ich noch in zwei Bands, dann war erstmal Schluss mit Auftritten. Da blieb auf jeden Fall ein Teil in mir, der irgendwann wieder raus wollte.
Als Spezialist für IT Prozesse im Maschinenbau habe ich viele Jahre meine Brötchen in der Industrie verdient. Das war spannend, aber eben nicht alles. In der Industrie lässt sich gutes Geld verdienen. Daran ist nichts falsch, aber es ist eben nur die halbe Geschichte. Zu dem Job kamen noch meine liebe Frau und meine Kinder dazu und die Prioritäten verschoben sich weiter. Als ich an der Hochschule Offenburg noch ein Lehramt für Technische Dokumentation angenommen hatte und neben der Familie auch noch am Wochenende Vorlesungen vorbereitete, wurde langsam klar, dass ich zu einseitig unterwegs war. Mir fehlte Bewegung und ich war zu viel mit dem Verstand unterwegs.
Ich begann meine Arbeit im Maschinenbau bewusst zu reduzieren und gab dem Bewegungstier und dem Musiker wieder mehr Platz. Die Gitarre hatte ich die ganzen Jahre nie zur Seite gelegt. Für mich allein habe ich immer gespielt. Ich habe eine Gitarre, die mich seit 30 Jahren begleitet, und so sieht sie auch aus. Etwa 2012 fing ich dann an wieder an für Leute zu spielen. Ich erinnere mich wie wir mit ein paar Leuten auf einer Berghütte saßen. Draußen war mieses Wetter und drinnen hatten wir ein Feuer im Ofen. Die Gitarre hatten wir auf einem Schlitten den Berg hochgezogen und irgendwie passte alles zusammen. Kreuz und quer ging es durch die alten Liederbücher. Es war geil. So wie es aussieht habe ich die Möglichkeit mit der Gitarre anderen Menschen eine Freude zu bereiten. Das wurde mir geschenkt. Es passiert einfach. Es macht einfach keinen Sinn, dem was da ist keinen Raum zu geben. Also spiele ich gerne weiter für Leute.
Neben der Musik und meiner Familie, die natürlich das wichtigste für mich ist, habe ich noch eine weitere große Leidenschaft – die Bewegung draußen an der frischen Luft, ganz besonders in den Bergen. Dort kann ich mich am intensivsten spüren, fühle ich mich bei mir. Mein Innen, meine Familie und meine Freunde sind mein Basislager. Von dort aus starte ich. Nicht jeder Weg ist ein Genuss, aber jeder ein Erleben. Wenn wir uns dabei gegenseitig unterstützen und inspirieren können, haben wir glaube ich was richtig gemacht.
Musik ist eine wunderbare Sprache, die überall verstanden wird.
Der Musik verdanke ich viele schöne Begegnungen.
Ich hoffe es werden noch ein paar mehr.
Wir sehen uns. Bis dahin alles Gute!
Frank, Oberkirch 2019